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Titel:
Kulturzentrum: Neues Altes Zeughaus und Casino Herisau - kein Opernhaus und keine Rote Fabrik
Thema: Kultur
Ort: Herisau (Karte anzeigen)
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Datum: --.08.1986
Masse: 21 x 29,7 cm
Standort: Gemeindearchiv Herisau
Urheber/-in: Interessengemeinschaft Neues Altes Zeughaus Herisau
Beschreibung:
Auf Umweltpapier vervielfältigter Fragebogen der im Februar 1986 gegründeten Interessengemeinschaft „Neues Altes Zeughaus“ . Dieser Papierbogen wurde zur Bedürfnisabklärung an zirka 8000 Herisauerinnen und Herisauer versandt. Er beinhaltet Fragen zum Thema, was diese „in Herisau an Kulturellem und an Begegnungsmöglichkeiten vermissen und […] sich wünschen.“
Geschichte:
In Herisau sollte es keine Situation wie in Zürich geben, wo erst gewalttätige Auseinandersetzungen im Mai 1980 (Opernhaus-Krawalle) die Nutzung der leerstehenden „Roten Fabrik“ als autonomes Kulturzentrum ermöglichten. Erst 1987 wurde dieses vom Zürcher Stimmvolk definitiv gut geheissen.
In Herisau beherbergte das Haus zum Lindenhof, Gossauerstrasse 59, seit 1971 ein Jugendzentrum, das stark vom Gedankengut der 68er-Bewegung und der Hippiekultur geprägt war. 1981 hatte sich in Herisau ausserdem die Gruppe „Kultur is Dorf“ mit Sprecher Beat Wettstein konstituiert. 1986 formierte sich „IGNAZ, Interessengemeinschaft Neues Altes Zeughaus und Casino“, die eine kulturelle Nutzung des Alten Zeughauses anstrebte, selbst Anlässe durchführte und die Öffentlichkeit mobilisierte. Aus diesen Reihen kamen auch mehrere Initianten eines Herisauer Kulturzentrums.
Das 1836-1838 erbaute „Alte Zeughaus“ diente seinem militärischen Zweck bis 1919, danach bis 1969 der kantonalen Verwaltung, zuletzt vorwiegend der Bauverwaltung, die 1987 neue Räume am Obstmarkt bezog. Nachdem der Gemeinderat 1985 eine Mittelbereitstellung für einen Ideenwettbewerb zur zukünftigen Nutzung des Alten Zeughauses abgelehnt hatte, führte IGNAZ 1987 eine Umfrageaktion zu einem Herisauer Kulturzentrum durch. Gemeindehauptmann Richard Kunz wünschte, dass das Projekt Kulturzentrum so breit abgestützt werden sollte, wie das Sportzentrum zwölf Jahre früher.
Im Juni 1988 wurde die Gemeinde Herisau Mieterin des Alten Zeughauses und führte geringfügige bauliche Massnahmen und Anschaffungen in der Infrastruktur durch. Eine Arbeitsgruppe „Nutzungskonzept“ wurde im September 1989 gebildet, darin vertreten waren neben Gemeindehauptmann Walter Nyffeler und IGNAZ, die Stiftung Saalbau Casino, der Verein für Freizeitgestaltung, der Verein für Jugendberatung, die Jugendbibliothek Herisau, „Kultur is Dorf“ und die Casinogesellschaft. 1991 beschloss der Gemeinderat für den Lindenhof, das Alte Zeughaus und das Casino die Einrichtung einer Betriebskommission Kulturzentrum. Im September 1992 konnten die seit 1986 mit dem Kanton geführten Ankaufsverhandlungen für das Alte Zeughaus erfolgreich abgeschlossen werden. Am 28. Juni 1992 sagte das Herisauer Stimmvolk Ja zum Erwerb und zur Sanierung des Casino, das am 27./ 28. November 1994 feierlich eröffnet wurde. Das Haus zum Lindenhof konnte am 19./ 20. Mai 2000 nach der Sanierung neu eröffnet werden konnte, das Alte Zeughaus musste noch warten.
Die Interessengemeinschaft Neues Altes Zeughaus hatte sich 1994 aufgelöst. 1997 wurden aus dem verbliebenen Fond Beträge zu einer kleinen, provisorischen Instandstellung des Alten Zeughauses zur Verfügung gestellt. In den Jahren danach wird das Gebäude von „Kultur is Dorf“, der Gruppe Literatur und Musik der Casinogesellschaft sowie anderen für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt. 2014-2015 erfolgte schliesslich eine umfangreichere Sanierung der dritten Veranstaltungsstätte des Herisauer Kulturzentrums.
Autorin: Gerda Leipold, Herisau
Chronologie:
1986 Gründung „IGNAZ, Interessengemeinschaft Neues Altes Zeughaus und Casino“
1987 Kantonale Bauverwaltung übersiedelt vom Alten Zeughaus an den Obstmarkt
1987 Umfrage in der breiten Bevölkerung zu den Bedürfnissen in den Vereinen
1988 Gemeinde übernimmt das Alte Zeughaus in Miete
1991 Gemeinderat beschliesst Einrichtung Betriebskommission Casino, Altes Zeughaus, Lindenhof
1992 Ankauf Altes Zeughaus durch Gemeinde
1994 Auflösung „IGNAZ, Interessengemeinschaft Neues Altes Zeughaus“
1994 Neueröffnung Casino nach Sanierung
2000 Neueröffnung Lindenhof nach Sanierung
2015 Wiedereröffnung Altes Zeughaus nach Sanierung
Literatur:
Geschichte der Gemeinde Herisau, Herisau 1999.
http://www.swissinfo.ch/ger/im-heissen-sommer-1980--als-zuerich-brannte/8968762 (2015-05-06)
Gemeindearchiv Herisau: GHE-B.5-028 Kulturzentrum
Tags:
Herisau, Kultur, Kulturzentrum, Jugend
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