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Titel:

Kantonswappen der Schweiz

Thema: Leute

Ort: Trogen    (Karte anzeigen)

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Datum: 12.05.1871

Masse: 61 x 47 cm

Standort: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden KB 014986/713

Urheber/-in: Stantz, Ludwig

Beschreibung:

Farblithographie nach Glasgemälden von Ludwig Stantz, hg. von der Lithographie LIPS, Bern/ Interlaken. – Vertrieb: Verlag der DALPschen Buch- und Kunsthandlung Bern.

Vermerk am unteren Bildrand: „Dass die vorstehenden Wappen mit den im eidg. Archive befindlichen Originalien des Herrn Dr.Stantz genau überinstimmen bezeugt: (handschriftlich) Schiess, Kanzler“

Mit Holzrahmen versehen von: J.Sturzenegger, Papeterie und Buchbinderei, Trogen. Handschriftlicher Vermerk auf der Bildrückseite: „Der Kantonsschule geschenkt von den Zöglingen Den 12.Mai 1871“

Ergänzende Information:

Ludwig Stantz (1801-1871), Dr.med., war Heraldiker und betrieb in Bern ein Atelier für Glasmalerei.

 

Geschichte:

Internatsschüler schenken ihrer Schule, vielleicht anlässlich ihrer Abschlussfeier nach bestandenem Examen, ein kostbares Bild; nicht eine Landschaftsmalerei oder ein Gruppenbild (so wie heute etwa eine eingerahmte Farbfotografie), sondern eine Darstellung aller 22 Kantonswappen mit dem Schweizerwappen in der Mitte.

Dass diese Farblithographie wohl teuer war, lässt sich schliessen aus der Tatsache, dass sogar eine Art Echtheitszertifikat durch die Bundeskanzlei vorliegt, also ein handsigniertes Exemplar sozusagen.

Was mag die dankbaren „Zöglinge“ zu dieser Motivwahl bewogen haben? Wollten sie damit ihren Stolz auf ihr Schweizersein ausdrücken? Damals war die Kantonsschule Trogen beliebt bei Auslandschweizern, welche hier die Matura erwerben wollten, um in der Schweiz studieren zu können. Jedenfalls war es die Zeit des aufkommenden Nationalismus in Europa. Vier Monate vor dem Geschenkdatum war das Deutsche Kaiserreich gegründet worden, sechs Monate vorher das Königreich Italien. Die kleine Schweiz war nun erstmals in ihrer Geschichte nicht mehr von benachbarten Kleinstaaten umgeben, sondern von vier Grossmächten (Frankreich, Deutsches Reich, Italien, Oesterreich-Ungarn) umschlossen, die einander keineswegs freundlich gesinnt waren. Die Schweiz konnte ihre Existenzberechtigung nur wahren, indem sie mit keiner dieser Grossmächte ein politisch-militärisches Bündnis schloss, sondern strikte Neutralität bewahrte und ihre Vermittlerdienste anbot. Bereits geschehen war dies 1864 mit der Gründung des Internationalen Roten Kreuzes mit Sitz in Genf. Und im Januar 1871 war die von den preussischen Truppen geschlagene französische Ostarmee unter General Bourbaki in der Schweiz interniert worden. Ihre entwaffneten und erschöpften Soldaten wurden von der Bevölkerung tatkräftig unterstützt. Diese Erlebnisse stärkten sicher auch das Nationalgefühl der damaligen jungen Generation und den Zusammenhalt der Schweiz über die Sprachgrenzen hinweg.

Autor: Hans Georg Kasper, Trogen

Chronologie:

1848          Gründung des Schweizer Bundesstaats

1864          Gründung des Roten Kreuzes mit Sitz in Genf

1870          Einigung Italiens; Rom wird Hauptstadt

1871          Gründung des Deutschen Reiches unter Preussens Führung

Literatur:

Ruffieux, Roland: Die Schweiz des Freisinns (1848–1914). In: Geschichte der Schweiz und der Schweizer. Bd. 3. Hg. von Ulrich Imhof. 4. Aufl. Basel 2006, S. 9–100.

Hasler, Rolf: Stantz, Ludwig. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.02.2013  http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D41555.php

Zusatztexte:

 

 

Tags:

Trogen, Schiess Johann Ulrich, Graphik, Bildung, Mittelschule, Schule, Tafel, Kantonsschule Trogen

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