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Titel:
Innerrhoder Golddukaten
Thema: Wirtschaft
Ort: Appenzell (Karte anzeigen)
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Datum: --.--.1739
Masse: Durchmesser 2 cm
Standort: Museum Appenzell, Inv. Nr. 701
Urheber/-in: Münzmeister Karl Franz Krauer
Beschreibung:
Golddukat des Kantons Appenzell Innerrhoden aus dem Jahre 1739. Vorderseite mit geharnischtem Krieger und Appenzeller Wappenschild. Die Umschrift 'S. Mauritius Patronus' bezieht sich auf den Kirchenpatron der Pfarrkirche Appenzell. Auf der Rückseite die Inschrift 'Ducatus Reipub-Appenzellensis 1739' also 'Dukat der Republik Appenzell'.
Geschichte:
Bis zur Einführung der heutigen Frankenwährung durch den Schweizerischen Bundesstaat in den Jahren 1851/52 herrschte im Raum der Eidgenossenschaft eine frohe Vielfalt von Währungen und Münzsorten. Das Münzregal, also das Recht, eigenes Geld zu prägen, bildete eine wichtige Einnahmequelle der Kantone, da das Steuerwesen sich erst ab dem späteren 19. Jahrhundert allmählich entwickelte. Selbst kleinere Staatswesen wie die beiden Appenzell verfügten wenigstens vorübergehend über eigene Währungen. Die Aussicht auf schöne Staatseinnahmen und Prestigedenken liessen dabei die Vorsicht oft hintanstehen. Es war üblich, das Münzregal an private Münzmeister zu verpachten, welche ihrerseits danach trachteten, möglichst hohe Gewinne zu erzielen. So wurde der Markt mit Massen von Münzen von geringem Edelmetallgehalt überschwemmt, letztendlich zum Schaden der Kantone als Auftraggeber.
1734 erteilte der Innerrhoder Landrat dem Luzerner Münzmeister Karl Franz Krauer die Bewilligung, in Appenzell eine Münzstätte zu erstellen und für 15 Jahre zu betreiben. Obwohl die Mitstände vor diesem Projekt warnten, liessen die Innerrhoder Behörden den Münzmacher ohne genauere Vereinbarungen und Kontrollen arbeiten. Krauer hatte zwar seinen gesamten Besitz als Sicherheit zu stellen. Das hiess aber nicht allzu viel im Vergleich zu den ungeheuren Möglichkeiten, die das Münzregal bot. Obwohl die Behörden in erster Linie die Prägung von reinen Silbermünzen gewünscht hatten, begann der gewiefte Münzmacher sofort in grossen Mengen Scheidemünzen von geringerem Silbergehalt zu prägen, deren Wert schwer zu überprüfen war. Er stellte nicht weniger als 42 Münzsorten her, die alle überwiegend Kupfer, Zinn und Zink enthielten. An reinen Silbermünzen entstanden nur 7 Sorten, nebst zwei Serien von Golddukaten.
Bald schon stiess das Innerrhoder Geld bei den Mitständen auf Ablehnung. Dies veranlasste den Landrat 1738, die Münzstätte vorläufig zu schliessen. Nachdem Krauer das Versprechen abgegeben hatte, die Münzen nur noch innerhalb des Kantonsgebiets in Umlauf zu bringen, durfte er sein lukratives Geschäft bald weiterbetreiben. Allerdings hält sich Geld bekanntlich nicht an Landesgrenzen, sondern zirkuliert frei in den Wirtschaftskreisläufen. So verbreitete sich das Appenzeller Geld weiterhin in der Eidgenossenschaft. 1742 erhielt der Landrat die Mitteilung, Krauer sei in Österreich verhaftet worden, weil er sein schlechtes Gepräge auch im Vorarlbergischen verbreitet habe. Trotz der wenig erfreulichen Erfahrungen zeigten sich die Behörden nochmals nachsichtig und lösten Krauer aus der Haft aus. Er vermochte dem Landrat sogar weis zu machen, er habe bisher bei seinem Geschäft Verluste Schreiben müssen. So erhielt er das Münzregal wiederum zurück und verstarb 1745 als offizieller Münzmeister des Kantons. Mit seinem Tod war auch für Innerrhoden das Abenteuer Geldprägung zu Ende. Geblieben ist nur die Ortsbezeichnung 'Münz', für den Ort, an dem die Krauer'sche Prägestätte gestanden hatte. Die Örtlichkeit liegt ca. 1 km nordwestlich von Appenzell.
Autor: Stephan Heuscher, Appenzell
Literatur:
Grosser, Hermann. Hangartner, Norbert: Appenzeller Geschichte, Bd. 3: Appenzell Innerrhoden von der Landteilung 1597 bis ins 20. Jahrhundert. Herisau, Appenzell 1993, S. 195-201
Tags:
Sachquelle, Wirtschaft, Appenzell, Innerrhoden, Münzregal, Geld, Münzen, Krauer
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