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Titel:
Ein neues Landessigill für das Appenzellerland
Thema: Politik
Ort: Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden (Karte anzeigen)
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Datum: --.--.1518
Masse: 6,3 und 3,2 cm Durchmesser
Standort: Landesarchiv Appenzell Innerrhoden: ohne Signatur
Urheber/-in:
Beschreibung:
In Silber gestochenes, grosses und kleines Landessiegel des ungeteilten eidgenössischen Standes Appenzell. Gemäss Gravur auf der Rückseite wurde das grosse Siegel 1518 angefertigt. Das Siegelbild zeigt den aufrechten, heraldisch nach links schreitenden Bären vor glattem Grund. Die Umschrift lautet "SIGILLUM COMMUNITATIS APPENNZELL". Ein amüsantes Detail betrifft die Buchstaben "N", welche der Goldschmied nicht korrekt wiedergeben hat. Sie sind in der Aufsicht korrekt, heraldisch gesehen aber seitenverkehrt ausgeführt. 1530 liess der Stand Appenzell ein zweites, kleineres Siegel anfertigen, dessen Mittelteil 1658 frisch übergossen wurde. Das kleine Siegel diente dem gewöhlichen Kanzleiverkehr und nutzte sich durch den täglichen Gebrauch rascher ab. Das grosse Siegel war hingegen wichtigen, feierlich vereinbarten Staatsurkunden vorbehalten. Die Kette, mit der die beiden Siegel verbunden sind, stammt aus dem Jahr 1550. Wesentlich neueren Datums ist die Silberbüchse, in die man die Siegel zum Schutz versorgt. Landammann Dr. Carl Rusch (1883-1946) schenkte sie dem Kanton im Jahr 1929.
Geschichte:
Bei den beiden Landessiegeln von 1518 und 1530 handelt es sich um diejenigen, welche heute noch an der Innerrhoder Landsgemeinde der symbolischen Übergabe der Staatsmacht an den regierenden Landammann dienen. Unter dem Jahr sind sie nicht mehr in Gebrauch, sondern werden im Kulturgüterschutzraum des Landesarchivs Appenzell Innerrhoden aufbewahrt. Trotz ihres hohen Alters hatten sie bereits Vorgänger. Das erste Siegel, welches sich auf das ganze Appenzellerland bezog, entstand zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Noch am Bündnis der Appenzeller mit den St. Galler Gotteshausleuten vom 17. Januar 1401 hängen lediglich zwei lokale Rhodssiegel. Auf der Urkunde vom 10. Oktober 1403, in der die Appenzeller mit den Städten am Bodensee und im Allgäu Frieden schlossen, taucht jedoch das erste Siegel auf, welches das ganze Land Appenzell verpflichtete. Es zeigt den aufrecht nach heraldisch links schreitenden Bären vor einem mit Sternen und Rauten besetzten Hintergrund. Die Petschaft, das heisst das eigentliche Metallsiegel, ist jedoch verloren. Erhalten und im Museum Appenzell deponiert ist hingegen das zweite Landessiegel. Seine Verwendung ist erstmals 1452 belegt, als das Appenzellerland zugewandter Ort der Eidgenossenschaft wurde. Letztmals diente es zur Besiegelung des Appenzeller Bundesbriefes von 1513. Das Siegel zeigt ebenfalls den aufrecht nach links schreitenden Bären vor einem Ornament von Rechtecken und Sternen. Im Museum Appenzell deponiert ist auch ein Geheimsiegel aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das allerdings bei weitem nicht die Qualität der ersten beiden Stempel aufweist. 1513 wurde das Appenzellerland als vollwertiges Mitglied in die Eidgenossenschaft aufgenommen. Stolz und Selbstbewusstsein der Appenzeller als neue Bundesgenossen kommen im neuen, in Silber gestochenen grossen Landessiegel zum Ausdruck, welches der Landrat 1518 anfertigen liess. Die älteste damit versehene Urkunde ist diejenige vom 6. April 1519, die das Bündnis der Stadt Rottweil mit der Eidgenossenschaft bekräftigte. Bis zur Landteilung von 1597 dienten die beiden Siegel dem gemeinsamen Land, danach nur noch Appenzell I.Rh. Die Ausserrhoder schufen sich 1598 ein eigenes Siegel mit den Buchstaben "VR".
Autor: Stephan Heuscher, Appenzell
Literatur:
Bischofberger, Hermann: Rechtsarchäologie und rechtliche Volkskunde des eidgenössischen Standes Appenzell Innerrhoden. Ein Inventar im Vergleich zur Entwicklung anderer Regionen, Bd. 2. Appenzell 1999 (Innerrhoder Schriften, Bd. 8), S. 758-765
Tags:
Politik, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, Siegel, Landessiegel, Sigill, Urkunden
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