Zeitzeugnisse

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Titel:

Ein Urnäscher als Opfer des deutschen U-Bootkriegs

Thema: Leute

Ort: Urnäsch    (Karte anzeigen)

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Datum: 13.08.1915

Masse: 26 x 21 cm

Standort: Privatbesitz Langenauer, Urnaesch

Urheber/-in: Heinrich Müller, Sailors Home Swansea

Beschreibung:

Brief des Seemanns Heinrich Müller aus dem englischen Swansea an die Eltern von Friedrich Langenauer in Urnäsch. Der Schreibende erkundigt sich, ob der am 30. Juli 1915 mit dem Dampfer „Koophandel“ Richtung Savona abgefahrene Matrose wohlbehalten zu Hause angekommen sei. Das mit dem Briefkopf des „Sailors’Home Swansea“ geschmückte Schreiben ist vom 13. August 1915 datiert und traf einige Zeit später in Urnäsch ein.

Geschichte:

Der Urnäscher Friedrich Langenauer (1887-1915) gehört zu den wenigen Appenzellern, die in der Meerschifffahrt tätig waren. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Bauarbeiter bei der Appenzeller Bahn zog es den in Urnäsch als Sohn des Stickers Jakob Langenauer aufgewachsenen Friedrich in die weite Welt. Wohl ab 1911 wirkte er als Heizer und Maschinist auf dem neuen belgischen Dampffrachter „Koophandel“. Kartengrüsse aus Triest, Antwerpen, New York, Lissabon und Kronstadt belegen Stationen seiner Fahrten. In seinem letzten Schreiben aus dem englischen Swansea, datiert vom 22. Juli 1915, berichtet der an Rheumatismus erkrankte und inzwischen entlassene Matrose über seine bevorstehende Heimreise.
Am 1. August 1915, am dritten Tag nach der Abreise von Swansea mit Ziel Savona wurde das mit Kohle beladene Frachtschiff vor Brest durch das deutsche Unterseeboot U 28 versenkt. Am gleichen Tag wurden drei weitere grosse Handelsschiffe durch dasselbe deutsche U-Boot zerstört. Allein im August 1915 verloren die alliierten Staaten 121 Schiffe mit über 200'000 Tonnen Ladegewicht.
Zusammen mit anderen Besatzungsmitgliedern konnte sich der wohl verletzte Langenauer auf ein Rettungsboot flüchten, verstarb aber wenig später. So lautet der Bericht des überlebenden Matrosen Harold Sheward. Am 5. September 1915 fand in Urnäsch die Abdankung statt. Jahre später erhielten die Eltern ungewöhnliche Post aus Belgien. Als posthume Ehrung wurde ihnen durch das königliche Ministerium für Eisenbahnen, Post und Seefahrt ein Orden dritter Klasse samt Diplom zugestellt. Fotos, Briefe, Ansichtskarten und eben dieser Orden wurden durch die Nachkommen sorgsam aufbewahrt und blieben bis heute als Zeitzeugnisse erhalten.

Autor: Peter Witschi, Herisau

Literatur:

Hürlemann, Hans. Ein Orden für den Seemann. In: Urnäscher Nochrichte April 2006, S. 15.

www.uboat.net (13.7.2010) – Webplattform zur Thematik U-Boote in beiden Weltkriegen.
 

Transkription:

"13 / 8 / 15
Geehrter Herr Langenauer!
Wollen Sie so gut sein und mir ein
paar Zeilen schreiben.
Ich möchte gerne wissen ob Euer
Sohn Friedrich richtig zu hause angetroffen ist.
Er ging von hier am 30tn July in dem Dampfer
Koophandel an eine Reise von hier nach
Savona (Italia) aber als das Schiff von hier
3. Tage weg war da ging es unter nicht weit
von Brest. (Frankreich) So möchte Ich gerne
wissen ob Euer Sohn richtig zuhause angetroffen
ist, oder ob Ihr Neuigkeiten von Ihm hat.
Mit der Hoffnung, dass Friedrich
in guter Gesundheit ist.
Es grüsst Euch,
Heinrich Müller Sailors Home Swansea"

Tags:

Krieg, Brief, Auswanderung, Urnäsch, Erster Weltkrieg, Schifffahrt, Swansea GB

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